Ihre Stellen sind nach 60 Tagen noch unbesetzt? Was Sie dagegen tun können
Der Fachkräftemangel in Deutschland wird zu einem immer ernsteren Problem. Die Personalbeschaffung fällt zu nehmend schwerer.
Wie eine Studie des Indeed Hiring Labs zeigt, sind 20 Prozent aller offenen Stellen in der Bundesrepublik mehr als 60 Tage unbesetzt. 40 Prozent aller deutschen Unternehmen beklagen laut einer Untersuchung der „Wirtschaftswoche“, dass sie Probleme haben, geeignetes Personal zu finden. Im Vergleich zu 2013 ist der Wert um fünf Prozent gestiegen. Die Personaler von 51 Prozent der Unternehmen beklagen laut der identischen Studie mangelnde Eignung der Bewerber.
Dabei liegt der Fehler häufig auch auf der anderen Seite. Unternehmen und Personaldienstleister können die Personalbeschaffung mit einigen Maßnahmen wie z.B. dem E-Recruiting deutlich vereinfachen. Jene müssen nicht einmal viel Geld kosten.
Fachkräftemangel mit den richtigen Anreizen bekämpfen
Viele Unternehmen setzen bei der Suche nach Personal auf die falschen Anreize. Die „Klassiker“ Gehalt, Aufstiegschancen und Standort werden nach wie vor als Anreize in der Personalbeschaffung genannt. Dabei mahnen Personaldienstleister schon seit geraumer Zeit, dass dies nicht mehr genügt.
Immer mehr Fachkräfte legen beispielsweise Wert auf flexible Arbeitszeiten, Sinn der Tätigkeit oder familienfreundliche Angebote. Wer mit den entsprechenden Angeboten punkten könnte, sollte dies auch unbedingt tun.
Stellenanzeigen sollten konkret werden – und keine Allgemeinplätze enthalten
Stellenanzeigen werden heute häufig von Personen geschrieben, die nicht vom Fach sind. HR-Abteilungen sind in vielen Unternehmen Sparkursen zum Opfer gefallen. Die entsprechenden Firmen beschäftigen keine eigenen Personaler mehr und nehmen auch keine professionellen Recruiter in Anspruch. Das Ergebnis sind Stellenanzeigen, die so große Allgemeinplätze enthalten, dass sich in jenen jeder und niemand wiederfinden kann.
Klassisch werden beispielsweise Teamfähigkeit und Durchsetzungsstärke gefordert. Dafür mangelt es an konkreten Anforderungen. Wer jedoch nicht schreibt, was eigentlich verlangt ist, darf sich kaum wundern, wenn er unqualifizierte Bewerbungen erhält.
Das E-Recruiting wird sträflich vernachlässigt
Viele Unternehmen verstehen unter E-Recruiting lediglich das Posten von Stellenanzeigen auf der eigenen Webseite – und veröffentlichen vielleicht noch ihre Stellenangebote bei der Arbeitsagentur. Nur elf Prozent aller Unternehmen probieren im E-Recruiting neue Wege und setzen beispielsweise auf Multiposting oder Social Media Recruiting. Dabei wäre beispielsweise Facebook gerade für mittelständische Unternehmen, die nicht viel Geld für Personaldienstleister haben, um Fachkräfte zu suchen, ein lohnender Anlaufpunkt.
Die speziellen Möglichkeiten, die das E-Recruiting als Mittel der Personalbeschaffung bietet, werden überdies viel zu wenig genutzt. Kurze Videoclips können beispielsweise das Unternehmen und die Anforderungen des Jobs veranschaulichen. Professionelle Personaldienstleister nutzen im E-Recruiting heutzutage auch Videochats als Mittel der Vorsortierung potenzieller Kandidaten.
Fachkräftemangel bedeutet: Unternehmen müssen proaktiv handeln
Was viele Unternehmen und teilweise auch einige Recruiter noch nicht verstanden haben, ist: Fehlende Fachkräfte sind ein Zeichen für einen Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt. Unternehmen müssen proaktiv handeln und schon um geeignete Bewerber kämpfen, bevor überhaupt der Bedarf im Unternehmen entsteht. Recruiter erinnern gerne daran, dass dies nicht unbedingt teuer sein muss.
Schon einige Flyer in den richtigen Fakultäten von Universitäten können dazu führen, dass ein Mangel an Fachkräften gar nicht erst entsteht. Kicker-Tische oder täglich frisches Obst am Arbeitsplatz setzen überdies für jüngere Kandidaten effektive Anreize. Vereinfacht gesagt: Unternehmen oder auch Recruiter, die nach Fachkräften suchen, dürfen den Arbeitsplatz nicht als Ort des Leidens präsentieren, sondern als Chance zur Verwirklichung.
Es gibt zudem einen sehr einfachen Grund, weshalb Unternehmen lange offene Stellen nicht besetzen können. Die Firmen suchen den perfekten Bewerber. Und sie reagieren abwartend solange bis sie jenen gefunden haben. 44 Prozent der Unternehmen reagieren laut der „Wirtschaftswoche“-Studie überhaupt nicht, wenn sie nicht den perfekten Bewerber finden können. Sie warten einfach weiter. Nur zwei Prozent der Unternehmen sind überdies bereit, die Anforderungen zu reduzieren.
Es mangelt an einer Kultur der internen Weiterbildung in Unternehmen
Wenn die externe Personalbeschaffung nicht gelingt, so könnte man intern suchen. Doch in Deutschland lässt sich auf diese Weise der Fachkräftemangel kaum bekämpfen. Es mangelt an einer angemessenen Kultur von firmeninternen Weiterbildungen. Das traurige Resultat: Nur 32 Prozent der Personaler in deutschen Unternehmen glauben, dass sie intern geeignete Kandidaten finden können.
Als Vergleich: In den USA und Kanada haben 55 Prozent der verantwortlichen Personaler diese Überzeugung. Experten weisen deshalb schon seit geraumer Zeit daraufhin, dass konsequente Weiterbildungen häufig eine kostspielige und langatmige Personalbeschaffung überflüssig machen kann.
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